Die Brennnessel

Brennnessel Große   –   Urtica dioica   –   Brennnesselgewächse

Beschreibung der Pflanze:

Die ausdauernde, bis 1,5 m hohe Pflanze ist auf feuchten, stickstoffreichen Böden in Gärten bzw. menschlichen Besiedlungen an Weg- und Waldrändern oder an Böschungen zu finden.

Der Stängel wächst aufrecht und ist kantig.

Die ganze Pflanze besitzt Brennhaare.

Es gibt männliche und weibliche Pflanzen; die Blütenrispen der männlichen Pflanzen sind kürzer und nicht so üppig voll wie die der weiblichen. Verwendet werden beide gleich, doch die weiblichen werden dank ihrer Größe bevorzugt.

Aus der Blüte entwickeln sich später die Samen.

Die Wurzel ist fein verästelt und flach kriechend.

 

Sammeln und Ernten:

Junge Brennnesseltriebe

können laufend geerntet werden.
Um die Brennkraft zu minimieren, Blätter mit Nudelholz kräftig walken.

Brennnesselsamen

hängen als kleine Stränge an der Pflanze.
Sind sie schön dunkelgrün und fest (jedoch noch nicht braun) werden sie geerntet.
An warmer dunkler Stelle eignen sie sich gut zum Trocknen.

Brauchtum/Geschichte/Sage:

Die Germanen und vermutlich auch die Kelten weihten die Pflanze ihrem Donnergott Donar, der für Fruchtbarkeit und männliche Potenz ebenso wie für das Bierbrauen zuständig war.

In der Landwirtschaft wurde sie Kühen im Winter zur Milchbildung gefüttert, oder findige Bauern mischten ihren Pferden einige Wochen vor dem Verkauf Brennnesseln ins Fressen, um ein besonders glänzendes Fell zu erhalten.


Inhaltstoffe:

Die Brennnessel ist einer unserer größten Nährstofflieferanten überhaupt.

Blätter:           Chlorophyll, Eisen (Schleuserpflanze für Eisenaufnahme), Eiweiß (Proteine = fast doppelt so viel wie Sojabohnen), Flavonoide, Folsäure, Kalium, Kieselsäure, Magnesium, Phosphor, Schleimstoffe, Vitamin A, C, Kalzium (6mal so viel wie in Kuhmilch).

Samen:           linolsäurehaltiges Öl, Vitamin E, Protein, Schleimstoffe. – Sie sind wahre Energiebündel und enthalten viel Kieselsäure.

Brennhaare:   Histamine, Serotonin, Ameisensäure.


Wirkung der Pflanze:

Sie soll aktivierend, motivierend, entwässernd, entgiftend, entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und blutstärkend wirken.

Verwendung in der Volksheilkunde:

Der „Wasserdoktor“ Pfarrer Sebastian Kneipp schrieb folgendes über das Kraut: «Die Brennnessel ist die verachteste unter den Pflanzen. Für den Kenner hat sie in der Tat den größten Wert».

  • Als Bestandteil von “harntreibenden” Teemischungen und sogenannten “Blutreinigungstees”, als Frischpflanzensäfte zur “Frühjahrskur.”
  • Durch den sehr hohen Basengehalt spielt sie auf dem Speiseplan (zur Entsäuerung) eine wichtige Rolle.
  • Sie zeichnet sich vor allem durch einen außerordentlichen Reichtum an organischen Mineralstoffen (Kalium, Phosphor, Magnesium, Silicium, Calcium), Eisen, Vitamin C, Vitamin A und sogar Eiweiß aus und lässt hier sämtliche Kulturpflanzen, sowie andere Wildpflanzen weit hinter sich.
  • Durch ihren Eisengehalt wirkt sie als Heilpflanze blutbildend.
  • Der hohe Mineralstoffgehalt wirkt basenbildend und entsäuernd.
  • Deshalb, und aufgrund ihrer harntreibenden und blutreinigenden Eigenschaften, wird sie in der Naturheilkunde gern für Entgiftungs- und Basenkuren genutzt.

Bitte unbedingt beachten:
Man sollte sie nicht einsetzen bei Ödemen (Wasseransammlungen) im Gewebe aus eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit oder einer Histaminallergie.

Aus der Signaturenlehre:
Wegen der „königlich, stolzen Unnahbarkeit“ oder auch „Unbeugsamkeit“ der Brennnessel wird die Verabreichung der Brennnessel in der Homöopathie zur Bildung von Willensstärke, Selbstüberwindung und Aggression verordnet.

Böse Zungen behaupten sogar, dass sie besonders rückgratlosen Menschen anzuempfehlen sei, um die Charakterbildung zu unterstützen.

Die Angaben zu möglichen medizinischen Wirkungen von Pflanzen entstammen der Literatur.
Sie sind nicht als medizinische Empfehlung oder Heilaussage zu werten und ersetzen keinen Arzt.

Verwendung in der Küche:

  • Die jungen Blätter besitzen einen spinatartigen Geschmack und gelten als „Geschmacksverstärker.“
    Sie werden gern zu Spinat, Suppen, grünen Saucen oder Reisgerichten, Grünkernküchle, Kräuterbutter, Brotaufstriche, Smoothies, (Brennnessel-) Kräutersalzmischungen, Chips usw. verarbeitet.
  • Alle Blätter sollten vor der Verwendung im Mixer püriert oder sorgfältig mit dem Nudelholz abgerollt werden, um die Brennhaare zu brechen.
  • Die Samen werden zum Würzen verwendet.
    Sie sind knackig fest und schmecken, je reifer sie sind, umso nussiger.
    Sie ergeben ein hochwertiges Proteinpulver und können als „Nahrungsergänzungsmittel“ genützt werden.
    Auch finden sie Verwendung als Streckmehl oder geröstet für Ersatzkaffee.

Hier kommen Sie direkt zu folgenden Rezepten:

Brennnesselgemüse
Brennnessel-Spinat-Suppe
Spitzwegerich-Brennnessel-Suppe mit Kartoffeln
Brennnessel-Risotto
Brennnesseltopping
Grünkernküchle mit Brennnessel oder Giersch
Heidelbeerquark mit Brennnesselsamen
Maultaschen mit Brennnessel-Schafskäse-Füllung

 

Auswirkungen auf andere Pflanzen/Organismen:

Wichtige Futterquelle für viele Schmetterlingsraupen.
Sie zeigt in Menschennähe nährstoffreiche und im Wald feuchte Böden an.


Anwendung im Garten:

Heilkräuter bilden mehr ätherische Öle, wenn Brennnesseln in unmittelbarer Nähe wachsen.

  • Grüne Tomaten lassen sich innerhalb von 4-6 Wochen gut nachreifen, wenn sie in eine dunkle Kiste zusammen mit frischen Brennnesseln gelegt werden.
  • Die Brennnesseljauche ist eine wertvolle und natürliche Wachstumshilfe für stark zehrendes Gemüse.
  • Die Pflanzensäfte der mit Brennnesseljauche gedüngten Gemüsepflanzen verändern sich, so dass sie für Fraßinsekten weniger interessant sind.
  • Auch für den Boden und die darin lebenden Mikroorganismen, Regenwürmer und anderen Lebewesen ist Jauche zu empfehlen.
  • Als natürliches Fungizid gegen Mehltau aber auch gegen Läuse hat sich das Bespritzen von befallenen Pflanzen mit Brennnesseltee bewährt. Oder Jauche nur 1 Tag „ziehen“ lassen und unverdünnt und gesiebt die Pflanzen besprühen.

Brennnesseljauche selbst herstellen

Den Behälter an einen möglichst sonnigen Platz stellen. Wenn der Ort schattiger ist, dann braucht die Jauche etwas länger.
Brennnesseln mit Handschuhen und Schere abschneiden oder mit einer Sense mähen und in einen Eimer geben und zu Dreiviertel mit Brennnesseln füllen.
Wasser darüber gießen, bis das gesamte Kraut bedeckt ist.
Die ersten Tage offen stehen lassen und erst, wenn der Geruch unangenehm wird, mit einem Deckel abdecken.
Alle 1-2 Tage mit einem Stock durchrühren, da eine Sauerstoffzufuhr für die Zersetzung wichtig ist.
In 1-2 Wochen ist die Jauche fertig und kann als Dünger in der gesamten Vegetationsperiode eingesetzt werden.
Sollte sie einen zu starken Geruch entwickeln, kann geruchsbindendes Gesteinsmehl untergerührt werden.

Anwendung der Jauche

Nur für stark zehrende Pflanzen nutzen.
Nicht für Kräuter, Wurzelgemüse und Hülsenfrüchte verwenden.
Bei jungen Pflanzen 500 ml Jauche auf 10 L Wasser geben, bei älteren Pflanzen etwa 1 L auf 10 L Wasser.
Immer die Wurzeln gießen, nicht auf die Blätter.
Bei Blühpflanzen noch einen speziellen Dünger mitverwenden, da sie sonst zu viel Blattmasse und zu wenig Blüten bilden.